...ein sicheres zeichen für gesteigertes interesse an einer nacht inklusive dem austausch von körperflüssigkeiten war die zahnbürste in der handtasche. die zahnbürste demonstrierte auf unaufdringliche art und weise, dass weder die letzte bahn noch die letzten zweifel uns davon abhalten würden, in fremden betten neben fremden männern zu erwachen.

eine unausgesprochene maxime war: "flüchte ruhig vor dem frühstück (oder vor dem mitbewohner, der gerade halbnackt auf dem wg-balkon sitzt und sich selbiges einverleibt, ohne zu realisieren, dass hinter ihm die nackte tatsache die auf dem boden verstreuten klamotten einsammelt), aber vergiß nie, niemals, dir die zähne zu putzen."

den letzten auftritt hatte die zahnbürste bei kai, der ein faible für bad segeberg hatte, für winnetou, cowboys und vorallem für die hübschen touristen-stände mit peitschen und handschellen.
sheriff kai.
kai mit der weinflasche, geleert im sonnenuntergang auf dem kalkberg.
kai und küsse und die regionalbahn quer durch die holsteinische schweiz. ans meer, in die disco, und dann ins bett.
kai der keuchte, schwitzte, einen flehenden blick wagte und dann sagte: "du kannst auch ruhig mal zuschlagen!"

ach kai, sie hätte dir damals die nase brechen, veilchen verpassen, mal so richtig die fresse polieren können. unbenutzt reiste die zahnbürste in einer regionalbahn zurück.
noch jahre später seufzen wir über verpasste gelegenheiten.