Mittwoch, 15. Juni 2005

wortfindungsschwierigkeiten II

gestern verfolgte ich mit interesse eine diskussion, die sich darum drehte, dass männer keine grossartigen probleme damit haben, ihr geschlechtsteil zu benennen. die meisten bezeichnen es als "schwanz" und sind vollauf zufrieden damit und in keinster weise peinlich berührt.

fragt man wiederum frauen, wie sie ihr "bestes stück" bezeichnen würden, sieht die sache schon ganz anders aus:
zum einen fällt es ihnen schwer, eine eindeutige bezeichnung zu finden, zum anderen identifizieren sie sich meist nicht so sehr mit dieser bezeichnung, was wiederum dazu führt, dass sie es eher als unangenehm empfinden, den favorisierten begriff laut auszusprechen.
selbst ich, die aus einem recht aufgeklärten haushalt stammt, in dem mutter und vater früher fröhlich "mama seine busen, papa seine penis" trällerten, während sie dazu nackt im bad herumhopsten, habe bis jetzt keine wirklich zufriedenstellende lösung gefunden. entweder es klingt zu medizinisch oder man fühlt sich gleich wie ein liederliches luder, was in den eigenen vier wänden zwar super ist, aber in der öffentlichkeit auch wieder doof.
bei meiner allabendlichen redefluss-connection via telefon klagte ich einem freund mein leid und siehe da, er meinte, dass dieses phänomen doch vollkommen logisch sei.
so wollte er mir weismachen, dass es dafür eine einfache, sehr einleuchtende, erklärung geben würde.
das wort "schwanz" würde den männlichen wesen (und auch den meisten weiblichen) nur deswegen so locker über die lippen gehen, weil es mehrdeutig belegt sei, quasi eine art "teekesselchen"
einige unter den lesern werden dieses spiel noch aus ihrer grundschulzeit erinnern. ich favorisierte damals den begriff "kiel", weil dem sogar drei bedeutungen zugemessen werden... aber was rede ich hier, ich schweife ab...bleiben wir beim thema und damit zurück zu den schwänzen und fotzen (boah, das mal sowas in meinem blog stehen würde...) oder wie immer man das auch nennen will....
und diese mehrdeutigkeit würde zu einer art inneren beruhigung führen, da man nicht zwangsläufig an ein erigiertes oder unerigiertes glied (igitt, wie klingt DAS denn eigentlich?) denken müsste, sondern genauso gut furys schwarzen, haarigen schweif vor augen haben könnte....oder eben gretchens blonden pferdeschwanz...wie auch immer....zumindest focussiert sich das denken nicht auf diesen einen begriff, sondern wird durch vielfältigste assoziationen abgelenkt.
er meinte, es wäre für uns etwas schamhaften mädchen weitaus einfacher, wenn zum beispiel die ohren einer seltenen chinchilla-art auch "möse" heissen würde, denn dann würden wir automatisch an flauschige, braune, klitzekleine mösen denken und mit einem seligen lächeln unserer vagina absolution gewähren.

im grunde genommen haben wir ja schon die "pussy" und die "muschi" für uns entdeckt, aber wenn es denn hilft, möchte ich doch bitte an dieser stelle an alle tierforscher auf der welt einen appell richten:

sehr geehrte damen und herren tierforscher,

falls sie mal wieder so durch die gegend forschen
(im moment weiss ich nicht genau, wo chinchillas überhaupt in freier wildbahn vorkommen)
und durch zufall eine noch nie dagewesene chinchilla-art entdecken,
so machen sie sich doch bitte die mühe
und bezeichnen die ohren des possierlichen tierchens
als "mösen".
muss ja nicht gleich das ganze vieh sein, welches so benannt wird.
uns frauen reicht schon der kleine finger, wir brauchen nicht die ganze hand.
vielen dank schonmal im voraus

ihre tess (zuggermuddi)

Dienstag, 31. Mai 2005

beim bäcker

beim bäcker
herr a.
nennen wir ihn herrn a.
also, herr a. steht neben mir
natürlich weiss jede bäckereifachverkäuferin in diesem laden
dass herr a. herr a. heisst
jeden samstag wieder
dieselbe tüte mit denselben brötchen
zurselben uhrzeit mit
denselben floskeln entgegengenommen

heute
existierten
warumauchimmer
keine schokoladen-croissants
in der a.-tüte hätten zwei sein sollen
er ist ausser sich
in sich
ausserhalb aber ruhig
nur die quietschenden reifen seines leasing-bmw
haben ihn verraten
er fährt empörtwütendzerrüttet nach hause
dort wird er seine kinder und seine frau anschreien
projektion auf dem rücken eines mehlproduktes.

Donnerstag, 19. Mai 2005

morgens um acht uhr in deutschland

mein wecker klingelte heute morgen um 7 uhr und ich sass sofort senkrecht im bett, ohne mich, so wie normalerweise, noch zwei- oder dreimal seufzend umzudrehen.
ich wusste instinktiv im halbschlaf, dass heute ein besonderer tag war: der tag, an dem die preise für das bahnfahren revolutionär günstig sein würden, wenn man es schaffte, um kurz vor acht beim ortsansässigen lidl zu sein, um eine sonderaktion in anspruch zu nehmen, die die deutsche bahn mit lidl in kooperation anbietet, um auch zugunwillige leute aufs schienenetz zu locken.

da ich eine klassische fernbeziehung führe, in der es alle paar wochen gilt, 700 kilometer zu überbrücken, ist dieses angebot für mich unschlagbar, denn selbst mit dem sparpreis 50 zahle ich normalerweise für eine hin- und rückfahrt, hamburg - pforzheim, mindestens 100 euren, 49,90 euro sind demnach ein guter grund heute das duschen sein zu lassen, flott in die klamotten zu hopsen und den direkten weg zu unserem lidl zu nehmen.

...was ich nicht wusste, war dass es besser gewesen wäre, eine nahkampfausrüstung anzulegen, bevor ich das gelände des supermarktes betrat...

unser lidl ist normalerweise ein kleiner supermarkt, idyllisch gelegen zwischen kuhwiesen und einzelhäusern mitten in einem dorf, die leute grüssen sich freundlich und bleiben in der regel auf einen kleinen plausch zwischen gemüseregalen und wurstabteilung stehen, an der kasse stehen nie mehr als drei leute und parkplätze sind immer zu genüge vorhanden, so dass keiner auf die idee käme, einen behindertenparkplatz zu belegen.


heute morgen 7.48 uhr:

ich biege ab auf den lidl-parkplatz, der voll belegt ist, sogar die 2 behindertenparkplätze werden von 3 autos dicht an dicht erobert,
eine traube von menschen drängt sich vor den eingangstüren, mütter halten krampfhaft ihre kleinkinder an den händen, einige ziehen aufgeregt an ihren zigaretten, die luft vibriert vor anspannung

7.50 uhr:

ich habe einen parkplatz gefunden, indem ich meine karre an einen zaun gequetscht habe und mich fakirgleich aus dem auto schlängele (nennt mich elasti-girl ), ich stelle mich als nummer 124 hinten in der schlange an

7.50 uhr bis 8 uhr:

gerüchte kursieren durch die reihen:

"ich habe gehört, es gibt nur 10 karten" (aufgeregtes raunen, zähnefletschen und füssescharren)

"man kann sich, wenn man keine bekommt, in eine liste eintragen lassen" (mindestens 20 leute wühlen panisch in ihren taschen auf der suche nach einem kugelschreiber)

"tz....das ist ja typisch, der da vorne hat sich einen einkaufswagen geholt und stellt sich damit vorne an" (messer werden gewetzt)

"die kaufen bestimmt jeder zwanzig karten, dann ist nach 10 leuten schluss" (alles drängt sich noch näher an den eingang, schweissporen öffnen sich, gesichter verschliessen sich)

ein ahnungsloser rentner betrachtet staunend die massen:
"ja, gibt es denn etwas umsonst heute?"

8.00 uhr:

die eingangstür wird nicht aufgeschlossen,
erste protestrufe:
"scheisse, es ist acht uhr, macht endlich auf hier"
einige rütteln und klopfen an den glastüren
(hätte mich nicht gewundert, wenn erwin seine annegret nochmal zum kofferraum geschickt hätte, um das brecheisen rauszuholen)

8:03 uhr:

eine vollkommen verängstigte kassiererin öffnet mit zitternden händen erst den ausgangs- dann den eingangsbereich, die türen werden aufgerissen, von einer zivilisierten schlange ist nichts mehr zu erkennen, jeder will der erste sein, es wird geschubst, gedrängelt und gebrüllt....geifer pflastert meinen weg zum alles erlösenden eingang.
einige benutzen gleich die ausgangstüren, um den direkten weg zur kasse zu nehmen, was bei einigen herren, die ordnungsgemäss den eingang verwendet haben, mordgelüste hervorruft

8.07 uhr:

ich stehe in eine der drei kassenschlangen,
ruhe kehrt ein, als alle bemerken, dass die stapel der heiss ersehnten karten neben den kassiererinnen hoch genug scheinen,
tumult ensteht nur kurz, als sich herausstellt, dass man nicht mehr als 4 karten kaufen darf und jemand für seine kelly-family-mässige grossfamilie 15 karten haben will (fieses raunen hinter mir: "der lügt doch, der will die alle auf ebay verscherbeln!")

8.10 uhr:

die kassensysteme brechen alle paar minuten zusammen, wenn leute mit karte zahlen wollen, da alle kartenserver total überlastet sind, ganz deutschland steht bei lidl.
die leute, die bargeld in ihren schwitzenden händen krampfhaft festhalten, regen sich lautstark über die kartenzahler auf, die den ganzen verkehr lahmlegen und sich doch hinten anstellen sollen.
ich fürchte um leib und leben und verstecke unauffällig meine ec-karte in der jackentasche.

8.15 uhr:

ich stehe an der kasse, die postbank ist mir gnädig, es dauert nur eine minute bis mein betrag gebucht ist. meine 2 kartenumschläge stecke ich sofort ein, wel ich befürchte, dass der kellyfamily-mann noch einmal auftaucht und sie mir aus den händen reisst

8.20 uhr:

ich verlasse den lidl-parkplatz und habe das dringende bedürfnis, eine zu rauchen. ein bier wäre jetzt auch nicht schlecht.

Freitag, 22. April 2005

am mogen im bad

imbad

bild heute morgen gefunden bei spotleid



am mogen im bad

...verlor er das "r"
zwischen seifenresten
sich drehenden wasserwirbeln
und einigen sandkörnern
verschwand es sang- und klanglos
im abfluss
er bemerkte es kaum
wusch sich die
ame
den köpe
den ücken
stieg aus de dusche
pfiff ein lied
auch das handtuch weinte
dem "r" keine täne nach
hing gelassen
ein wenig feucht am and

Mittwoch, 13. April 2005

ameiseninvasion

ameise

(dank an mocca für die "zorro-ameise")


jedes jahr das gleiche spiel: kaum locken die ersten sonnenstrahlen und die amseln trällern ihre balzlieder in den bäumen,zuggermuddi sitzt ahnungslos auf ihrem klo und geniesst die idylle im garten, welche sie durchs fenster erblickt... das grün, welches spriesst und die blumen in bunter farbenpacht....entdeckt sie plötzlich drei schwarze punkte unter dem waschbecken.

mit gerunzelten augenbrauen und missbilligenden blicken richtung waschbecken murmelt sie leise vor sich hin: "nunja meine liebe, du solltest langsam mal wieder putzen, widerlich, der ganze dreck da auf dem fussboden"...doch der dreck bewegt sich...zwar langsam, aber dennoch stetig, richtung badewanne, an der waschmaschine vorbei in den flur hinein, immer schön der reihe nach an der wand entlang.....

das sind die jungs von der lebensmittelerforschungsfront, die von generation zu generation in ihrem ameisenbau im winter das märchen von zuggermuddis schlaraffenland hören (nomen est omen).... honig soll es dort geben, brotkrümel noch und nöcher, schokolade, bis einem der kleine ameisenbauch platzt und noch viele andere leckereien in hülle und fülle......

wie die meisten märchen hat auch dieses einen wahren kern und die lebensmittelerforschungsfront sieht sich in ihren erwartungen nicht enttäuscht, regale voller lebensmittel türmen sich vor den weit aufgerissenen ameisenäuglein auf, nudeln, obst, reste von schokoladenosterhasen und diverse schachteln und kästen, die es zu erforschen gilt....so schnell die sechs kleinen beinchen tragen können, wird der rückweg angetreten, ab durch den flur, durchs badezimmer und schneller als man "ameise" buchstabieren kann, sind sie in der wand verschwunden.

zwei tage später sind es dann nicht mehr drei, sondern dreihundert der kleinen biester.....das nahrungsmittelabtransportkommando.....gewitzte, kleine kerlchen, bereit zu sterben, nur um ein stück apfel zu erheischen. sollten dennoch lücken in der langen schwarzen kette auftauchen, weil man wütend auf die kleinen biester drauftritt, werden die lücken von hinten wie durch zauberhand geschlossen: aus der wand ergiessen sich schwallartig neue, kleine kampfmaschinen, deren einziges ziel ist, einen home-run mit möglichst viel futter auf dem rücken zu absolvieren.

3 jahre fechten wir in der warmen jahreszeit jetzt den ungleichen kampf, das vierte beginnt gerade...

ich habe alles versucht: vom wand-zuspachteln an undichten stellen (ich unterschätzte die wändedurchwühl-truppe enorm) bishin zu ameisenködern, die mit gift ausgestattet waren (die geflissentlich ignoriert wurden: wer wandert schon gerne in eine giftige falle, wenn die küche doch ein 567-gänge-menü zu bieten hat?), tütenweise backpulver, so dass der der bereich unter dem waschbecken wie eine schaufensterdeko mit zauberschnee in der weihnachtzeit anmutete und jeder gang zum zähneputzen von einer staubwolke begleitet wurde (da stachelte die ameisen zu eine ameisolympiade an, in der der backpulver-slalomlauf die favorisierte disziplin war), exzessiven staubsauger-sessions (bekannt bei den hippen ameisen als das "grosse rohr", welches in einem sack endete (there's always a light at the end of a tunnel), in dem die wildesten parties gefeiert wurden, die man nach ein paar runden druchgewibelt-werden glückstrunken und ein wenig wackelig auf den sechs beinchen durch das rohr wieder verlassen konnte, sobald der staubsauger aus war...ein höllentrip fürwahr, aber der letzte kick im insektenreich) bishin zu einem umleitungsschild, welches wir im flur aufhängten, um die biester zu irritieren (das hat 2 wochen gut geklappt, bis das schild von der wand fiel)......

ich bezweifele, dass ich zu einer friedliche koexistenz mit diesen viehchern in meiner wohnung in der lage bin, denn ich habe schon zwei monster an den backen, die mir die haare vom kopf fressen, weitere 345767853424556 hungrige mäuler kann ich wirklich nicht stopfen.

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